Am zweiten Tag in Engelberg machten wir uns in aller Frühe auf den Weg zur Fürenalp. Auf der gegenüberliegenden Seite des Trübsees wartete eine neue Berglandschaft auf uns. Dieses Verhalten sollte sich auch durch den Urlaub ziehen – erst auf die eine und dann auf die gegenüberliegende Seite des Tales zu kraxeln. Vermutlich werden wir das auch beibehalten.
Einstieg in den Wanderweg ist ein Wasserfall in der Nähe des Campingplatzes. Auf der Karte leicht zu finden, sah es in der Realität doch anders aus. Wir fanden den Weg nicht. Darin unterscheiden sich eben einfache Touristenkarten von richtigen Wanderkarten. An den spannenden Stellen fehlt leider oft die Detailtreue. So kamen wir nicht drum herum nach einer halben Stunde hin und her laufen, eine Einheimische nach dem Einstieg zu fragen. Nach ein paar weiteren Kilometern, fanden wir den richtigen Weg, der nicht ganz da war, wo er laut der Karte sein sollte.
Endlich vom Schatten des Waldes vor der heißen Sonne geschützt, ging es auch gleich bergauf. Auf der gegenüberliegenden Seite konnten wir die ganze Zeit auf Schneefelder und ein wunderschönes Bergmassiv sehen. So schlängelten wir uns entlang des Wasserfalls nach oben. Viele Wanderer trafen wir nicht auf unserem Weg. Das mag zum einen an unserer Reisezeit liegen, zum anderen daran, dass Engelberg ein beliebtes Schweizer Skigebiet ist und alle Berge auch mit Seilbahnen erreichbar sind. Super für Menschen die nicht so gut zu Fuß sind und super für Wanderer die gerne ihre Ruhe haben.
Nach einigen sonnigen Höhenmetern erreichten wir schließlich die Fürenalp (1.850 ü.M.). Eine grasbedeckte Alm-Landschaft, viele Kühe und eine Bergstation mit einem kleinen Rundweg erwarteten uns. Vom nächst höheren Berg starten viele Gleitschirmflieger und auch Klettersteige gibt es in diesem Gebiet. Folgt man dem kleinen Rundweg an der Station wird man mit einem tollen Panorama-Blick belohnt.
Wir machten uns auf den Rückweg, den wir als Rundweg geplant hatten. Wieder hatte sich die Landschaft verändert und grasige Hügel säumten unseren Weg. Auf der anderen Seite die rauhen, schneebedeckten Felsen. Langsam schlich sich ein leises Hungergefühl ein und wir fanden auf der Alp Hobiel die Erlösung. Neben der obligatorischen Ovo für mich, probierten wir die hausgemachte Urner Pastete, eine Spezialität der Region. Die Füllung besteht aus sehr, sehr vielen Rosinen – eigentlich nicht so mein Fall, aber was soll ich sagen, es war wirklich sehr lecker.
Da wir mit unserem norddeutschen „Akzent“ in der Schweiz sehr auffallen, wurden wir auch hier nach unserer Herkunft gefragt und sehr herzlich aufgenommen. Dieses sympathische Interesse ist uns während des ganzen Schweiz-Aufenthalts begegnet. Abschließend durften wir uns noch die Zimmer der Alphütte ansehen und gingen mit ordentlich Zucker im Blut weiter.
Der Rest des Rückwegs war wieder von Einsamkeit in wundervoller Natur geprägt. Nach insgesamt 23 km Wanderung und 948 Höhenmetern erreichten wir ordentlich kaputt den Campingplatz. Gut das für den nächsten Tag weiterfahren geplant war und keine Wanderung.