Vom Comer See zum Stilfser Joch

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Ein Urlaub wäre kein richtiger Urlaub, wenn immer alles glatt laufen würde, man immer nur glücklich wäre und alles perfekt ist. Somit war es nicht verwunderlich, dass nach unserer sehr schönen Zeit in der Schweiz ein kleiner Dämpfer kommen musste.

Ursprünglich hatten wir geplant, von der Schweiz nach Italien weiterzufahren bis nach Ligurien. Unser nächster Stopp lag also schon in Italien – der Comer See.

Long story short: Auf einmal waren da viele Menschen und Autos und Häuser und ein See, der schwer zu erreichen war, weil die vielen Privatstrände der Hotels den Zugang verhinderten. Eine wuselige, laute Straße. Und mittendrin wir, gerade aus den einsamen, bezaubernden Schweizer Bergen gekommen – total überfordert. Auch der Campingplatz war nicht der Knaller und so beschlossen wir, schon bevor wir richtig angekommen waren, wir müssen wieder weg. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir jeden Tag in einer Großstadt unterwegs sein müssen, dass uns das Gewusel so unglaublich genervt hat. Zum Trost gab es aber abends noch eine Pizza (die richtig gut war) und so schnell wie noch nie fuhren wir am nächsten Morgen durch den Frühnebel in Richtung Südtirol.

Nach einer nicht enden wollenden Autofahrt erreichten wir endlich am Nachmittag unser Tor in die Idylle – das Stilfser Joch. Zugegeben ich hasse Pass-Straßen. Wenn ich mich nicht ordentlich konzentriere wird mir sofort schlecht und die ganze Zeit spielt sich ein Film in meinem Kopf ab, wie wir mit dem Bus in den tiefen Abgrund fallen. Aber das Stilfser Joch hat mich so beeindruckt, dass ich nur mit Gucken beschäftigt war und gar keine Zeit hatte reisekrank zu werden, oder mir irgendwelche Horrorszenarien auszudenken.

Oben angekommen mussten wir uns erstmal wieder warm anziehen, bevor wir bei 7 Grad das Auto verlassen konnten. Imbisse und Souvenirläden prägen das Bild. Mit einem riesigen Respekt betrachtete ich die Radfahrer, die einen Höllenritt hinter sich haben mussten und ganz verdient ein Bier tranken. Irgendwann….hm, ach lieber nicht… Die Abfahrt ist mindesten genauso atemberaubend wie die Auffahrt und nach einigen Kehren erreichten wir unseren Campingplatz in Trafoi.

Als wir aussteigen riecht es ziemlich verbrannt…wir Nordlichter hatten den Bus bzw. seine Bremsen anscheinend etwas überstrapaziert. Mittlerweile wissen wir aber wie das mit der Motorbremse funktioniert. Daher wäre es etwas gelogen, wenn ich sagen würde, wir sind ausgestiegen und haben selig die frische Bergluft eingeatmet. Aber im übertragenden Sinne war es genau so. Die Berge hatten uns wieder. Der niedliche Terrassen-Campingplatz bot einen tollen Ausblick auf den Ortler und direkt vor unserer Tür wohnte eine Schaf-Familie. Das hatten wir gesucht.

Als wir später abends noch zum Zähneputzen den Bus verließen, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus – tausende Sterne funkelten über uns. In Hamburg haben wir natürlich eine starke Lichtverschmutzung, aber selbst bei meinen Eltern auf dem Land in Brandenburg hatte ich sowas noch nie gesehen. Den Kopf fast ausschließlich nach oben gerichtet, stolperte ich zum Waschhaus und wieder zurück, verlor meine kleine Zigarettenanzünder-Taschenlampe im Gras, bzw. suchte mir anscheinend selbst Gründe diesen Sternenhimmel so lange wie möglich betrachten zu können.