Zufälle treiben einen manchmal an Orte, die man nie auf dem Schirm hatte…uns auf die Rhön. Nur viereinhalb Stunden Fahrt von Hamburg entfernt, haben wir uns auf einem Campingplatz in Bischofsheim an der Rhön niedergelassen.
Campingplatz: Rhöncamping • Kissinger Str. 53 • 97653 Bischofsheim an der Rhön
Familiärer Campingplatz, kostenloser Zugang zum Freibad, sehr guter Startpunkt um die Wanderwege der Region zu erkunden. (82 € inkl. Strom und exkl. WLAN und Duschen für 4 Nächte)
Und was sollte man in der Rhön machen? Richtig – wandern. Das von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnete Gebiet ist ein einziges Wanderwege-Netz.
Als „echte“ Norddeutsche hielt sich unsere Wandererfahrung sehr in Grenzen bzw. war nicht vorhanden. Ein paar Tage vorher hatten wir uns zumindest richtige Wanderschuhe zugelegt – Schuhe einlaufen wird ja auch überbewertet.
Wir kamen am Freitagabend außerhalb der Öffnungszeiten am Campingplatz an, hatten aber vorab schon Bescheid gesagt, dass wir es nicht früher schaffen werden. Alles ganz unproblematisch, ein Schlüssel wurde hinterlegt und nach einem kurzen Telefonat waren alle Fragen geklärt. Die Besitzer des Platzes sind freundlich und halten den Platz in einem sehr guten Zustand. Nettes Extra: Das Freibad der Stadt Bischofsheim, das direkt neben dem Campingplatz liegt, kann von den Campern kostenlos genutzt werden. Fürs Duschen auf dem Platz sollte man sich 50 ct-Stücke bereit halten. Bus abgestellt, Grill an und rechtzeitig ins Bett, denn am nächsten Tag ging es in die „Berge“.
Erste Tour – auf den Kreuzberg
Auf unserer ersten Wander-Tour wollten wir den nahegelegenen Kreuzberg (927,8 m ü. NHN) besteigen. Die Route hatten wir uns nur grob vorab im Internet angesehen und sind einfach losgelaufen. Die Beschilderung der Wanderwege ist super und auch wir als Anfänger sind gut zurecht gekommen. Manchmal gab es ein paar Unklarheiten, aber entweder konnte man sich durchfragen oder wir haben das Bauchgefühl entscheiden lassen. Beides nicht ohne Konsequenzen.
Gleich am Anfang fragten wir einen Bischofsheimer nach dem Weg, da es mehrere Aufstiegsmöglichkeiten gab. Sehr freundlich, aber leider fast unverständlich wegen des bayrischen Dialektes, zeigte er uns den kleinen, unscheinbaren Anstieg neben seinem Haus. Im Nachhinein hatten wir viele Theorien darüber, was er uns gesagt haben könnte. Es ging hoch…ordentlich hoch…für uns Flachländer und es hörte nicht auf. Entlohnt wurde der Anstieg mit uriger Natur, einer Schlucht und vollständiger Einsamkeit. Über Stock und Stein, Wiesen vorbei an Sesselliftanlagen ging es auf den Kreuzberg. Oben befindet sich ein Kloster, das eigenes Bier braut und eine beliebte Einkehr für Besucher und Wanderer ist. Dort haben wir uns mit Klosterbier und Weißwürstln gestärkt. Während des Abstieges waren wir noch voller Energie, dass wir uns gleich noch den Hügel gegenüber vorgenommen haben. Von dort aus ging es dann zurück zum Campingplatz. Nach rund 18 km und nur zwei Blasen (die Schuhe sind wirklich gut, auch wenn wir sie nicht richtig eingelaufen haben) vielen wir erschöpft auf unsere Campingstühle. Markus nutzte noch das Freibad, ich legte mich kaputt in den Bus und las.
Die Strecke gibt es hier: Route Tag 1 – Zum Kreuzberg und zurück
Am Abend zogen wir uns tatsächlich noch mal Schuhe an und machten einen Gang in den Ort. Dort fiel uns ein nettes, kleines Restaurant auf, das Brotzeitstüble. Die Inhaber und Angestellten waren unglaublich freundlich und wir ließen den Abend auf der Terrasse mit Bier und Met ausklingen.
Zweite Tour – Rundweg ab Bischofsheim an der Rhön
Am nächsten Morgen entschieden wir in die andere Richtung zu wandern. Am Bischofsheimer Zentral-Parkplatz gibt es eine große Info-Tafel zu den Wanderwegen. Wir wollten diesmal eine kürzere Tour machen und brachen in Richtung Rothsee auf. Dort machten wir halt für eine kleine Erfrischung und entschieden uns noch ein paar Kilometer mehr zu machen. Auf der Info-Tafel hatte ich noch den Basaltsee gesehen, das klang irgendwie schön und ich dachte, das sollte man gesehen haben. Zwischen Rothsee und Basaltsee liegt die Lange Rhön, ein waldfreier Bergrücken. Eine wundervolle, weite Landschaft mit tollen Ausblicken in die Täler – definitiv ein Highlight. Nun liefen wir allerdings doch schon wieder länger als ursprünglich geplant und meine romantischen Vorstellungen von einem Basaltsee trieben mich immer weiter voran. Was zu Essen sollte es dort auch geben…die paar Kilometer sind doch kein Problem – umdrehen gibt es nicht. Dort angekommen wurde ich leider enttäuscht. Der Basaltsee ist sehr klein und wie ich finde recht unspektakulär. Am dortigen Imbiss konnten wir eine Bratwurst essen und überlegten, wie wir am schnellsten zurück kommen. Unseren Tischnachbarn liehen uns eine Radkarte und mir wurde bewusst, dass wir noch ein ganz schönes Stück für den Rückweg vor uns hatten. Eine offizielle Wanderroute konnten wir nicht entdecken, also folgten wir der Mountainbike-Strecke nach Bischofsheim. Anfangs ganz nett führte diese jedoch irgendwann zu einer Schnellstraße, spätestens hier war es für mich mit der Wander-Romantik vorbei. Es war heiß, die Moral sank und so richtig wussten wir auch nicht, wo wir waren und wie weit es eigentlich noch ist. Aber es half ja nichts…so liefen wir weiter, fanden sogar eine Alternative zur Schnellstraße und kamen nach 25 km total erschöpft auf dem Campingplatz an.
Die Strecke gibt es hier: Route Tag 2 Rundweg Rothsee – Basaltsee – Bischofsheim
Am Abend zogen wir uns etwas widerwillig, jedoch vom Hunger angetrieben, noch einmal die Turnschuhe an und taumelten in die Stadt. Schnurstracks zum Brotzeitstüble, da wir unbedingt das Essen ausprobieren wollten. Mit Glück konnten wir noch einen Platz im Obergeschoss des kleinen Restaurants ergattern. Da das Obergeschoss nur über eine steile, schmale Treppe zu erreichen ist (früher war hier mal eine Wohnung drin), ruft man seine Bestellung einfach runter. „Tuti“, ein kleiner Aufzug, transportiert Speisen und Getränke nach oben und das benutzte Geschirr stellt man einfach wieder auf ihm ab. Die typisch deutsch/bayrische Küche ist reichlich und nach einem langen Wandertag genau das richtig. Uns gefiel es hier so gut, das wir jeden Abend hier gelandet sind. Einmal waren wir mutig und haben sogar eine typisch bayrische Brotzeit mit selbstgemachter Wurst probiert – lecker!
Unsere erste Wandererfahrung in der Rhön war ein voller Erfolg. Die Landschaft ist wunderschön, die Menschen auffallend freundlich und der Kopf war nach den paar Tagen wieder frei, als hätten wir einen längeren Urlaub gehabt. Es gibt noch viel zu erkunden in der Rhön – wir freuen uns drauf.
[…] Wandern hat uns gepackt. Nach unserem tollen Kurz-Urlaub in der Rhön geht uns das Wandern nicht aus dem Kopf. Um noch mal ein bisschen zu üben, setzten wir uns deshalb […]