Nach einigen Tagen im einstelligen Temperaturbereich in Wolkenstein, stand als nächstes Reiseziel Meran auf unserem Zettel. Wir fuhren morgens bei sieben Grad los und waren nur zwei Stunden später in Meran und hatten 20 Grad. Solche Temperaturunterschiede in so kurzer Zeit, hatte ich bis dahin auch noch nicht erlebt. Leider passierte uns im Meraner Umland auch noch etwas, das wir bis dahin nicht erlebt hatten. Der ausgesuchte Campingplatz hatte keinen Platz mehr frei. Zum Glück fanden wir nach kurzer Suche einen Platz in Saltaus, auch nur wenige Kilometer von Meran entfernt.
Campingplatz: Camping Passeier Meran • Pseirerstraße 10 I-39010 Saltaus (St. Martin in Passeier) • www.campingpasseiermeran.com 3 Sterne Campingplatz direkt unter der Seilbahn zum Hirzer (ca. 23 Euro für 2 Personen/Nacht inkl. Duschen, vergünstigtes Seilbahnticket
Den Anreisetag nutzten wir um in der Therme in Meran mal ordentlich auszuspannen und die Muskeln in der Sauna etwas zu entspannen. Eigentlich wollten wir uns auch noch die Stadt ansehen, mussten aber feststellen, dass uns die Tage in den Bergen von großen Menschenansammlungen entwöhnt hatten. So flohen wir nach dem Thermen-Besuch zurück auf den Campingplatz und planten die nächste Wanderung.
Am Morgen machten wir uns dann mit der Hirzer Seilbahn, die direkt am Campingplatz liegt auf, um den Hirzer zu erklimmen. Wir fuhren mit der Bahn bis zur Endstation Klammeben und folgten dort dem Europäischen Fernwanderweg E5. Vom Campingplatz aus sahen die umliegenden Hügel eher nicht so spektakulär aus, oben angekommen eröffnete sich uns dann aber doch wieder ein ganz anderes Bild, schließlich ist der Hirzer 2.781 m hoch und war vom Platz aus gar nicht sichtbar.
Und so tauchten wir wieder in die schroffe Bergwelt ein und arbeiteten uns über den steinigen Weg durch die Scharte nach oben. Auch hier lohnte es sich immer mal wieder einen Blick auf die gegenüberliegende Texelgruppe zu werfen. Ich ließ mich jedoch das ein oder andere Mal zu sehr ablenken und verlor dadurch die Markierungen etwas aus dem Auge. Das ergab die ein oder andere Extra-Runde. Aber nach etwas mehr als zwei Stunden gelangten wir zum Ende der Scharte, die sich ziemlich mittig zwischen den Gipfeln des Hirzer und des Hönigspitz befindet. Hier angekommen stellten wir beide fest, dass wir irgendwie ein komisches Gefühl hatten. Der weitere Weg war schmal, Wolken schoben sich über die Bergkuppen und wir waren uns schnell einig, dass wir uns den weiteren Weg bis zum Gipfelkreuz sparen.
Ich denke, dass es gerade für Anfänger wie wir es ja sind, wichtig ist auf das Bauchgefühl zu hören. Wandern soll ja Spaß machen und klar ist es auch mal schön über die eigenen Grenzen zu gehen, aber nur, solange man sich dabei auch wohlfühlt. Wir stellten fest, das wir dort oben nicht die einzigen waren, die diese Gedanken hatten und lernten ein nettes Paar kennen, dass sich auch gegen den Weg zum Gipfelkreuz entschieden hatte. Gemeinsam wollten wir uns an den Abstieg machen. Und hier komme ich dann auch wieder auf genau das, was ich gerade geschrieben habe. Wir entschieden uns nicht den Aufstieg auch als Abstieg zu gehen, sondern über den Grat am Hönigspitz vorbei. Was uns dort erwartete war allerdings kein Wanderweg, wie wir ihn bisher kannten.
Für geübte Geher kein Problem, wir rutschten jedoch mehr auf unseren Hintern die Felsen hinunter und wagten kaum einen Blick zurückzuwerfen oder in den Abgrund neben uns zu schauen. Umdrehen ging irgendwann allerdings auch nicht mehr und so begleitete uns permanent ein mulmiges Gefühl. Zum Glück hatten wir sehr geübte Begleiter dabei und gemeinsam schafften wir diese Hürde. Im Nachhinein konnten wir aber einfach nur noch den Kopf schütteln, über das was wir da eigentlich gemacht haben.
Dennoch, wenn wir mal wieder in dieser Gegend sind, ist der Gipfel des Hirzer fällig. Schlimmer als das, was wir auf dem Rückweg erlebt haben, kann das auf keinen Fall sein.